Dokumentiere nichts!

23 Wege, um eine (agile) Transformation an die Wand zu fahren. Weg 18: Dokumentiere Nichts!Dokumentation ist sinnlos. Guter Code und gute Software braucht keine Doku. Das ist Zeitverschwendung, es ändert sich sowieso ständig alles und lieber keine Doku als eine veraltete.

Wenn dieser Glaubenssatz verwurzelt ist und zu einer kollektiven Haltung geworden ist, wird das Handeln genau dies bestätigen: Die Dokumentation fehlt entweder ganz oder sie ist nicht brauchbar, weil sie schlecht oder unvollständig ist. So macht das nur Arbeit und bringt keinem etwas und der Aufwand ist hoch, der Nutzen ist gering.

  • Hier hilft es nur, konsequent umzudenken und Dokumentation als festen Bestandteil von Systemen oder Features zu definieren, welche bei der Abnahme vorliegen muss und ein Abbruchkriterium der Inbetriebnahme darstellt, wenn sie nicht oder nicht ausreichend vorhanden ist.
  • Um dies zu etablieren, kann die Dokumentation beispielsweise ein Teil einer Definition of Done sein, den Kriterien, die erfüllt sein müssen, damit eine Aufgabe, ein Feature oder ein System als fertig betrachtet und an den Kunden ausgeliefert wird.

Im Manifest für agile Softwareentwicklung steht: “Funktionierende Software mehr als umfassende Dokumentation”. Dieser Satz (ohne Verb) wird gern aus dem Zusammenhang gerissen und in den Köpfen bleibt übrig: Lieber noch eine neue Funktion einbauen, als eine andere zu dokumentieren. Das ist nicht nur sehr stark fehlinterpretiert, sondern auch fahrlässig. Es geht hier nicht nur um Dokumentationen im Sinne von Bedienungsanleitungen. Software und IT Systeme werden zunehmend komplexer. Fehlende Dokumentation führt dazu, dass Prozesse beispielsweise zur Qualitätssicherung nicht mehr durchgeführt werden (können). Angenommen, es soll geplant werden, wie in Zukunft bestimmte Systeme gewartet werden. Wenn jedoch einige dieser Systeme nirgendwo dokumentiert sind, werden sie nicht in die regelmäßige Wartung einbezogen. Ob Krankheit, Urlaub oder unvorhergesehene Situationen, fehlende oder mangelhafte Dokumentation ist ein Hauptgrund für blockierte Produktivität. Fehlende Dokumentation ist ein Risikokredit, von dem man nicht weiß, wie teuer er wird, wenn man ihn einmal bezahlen muss. Es gibt nicht wenige Unternehmen, die Software- und IT-Systeme in strategisch wichtigen Positionen betreiben, von denen sie keine Ahnung haben, weil alle Berater, Dienstleister und Mitarbeiter, die irgendwann damit gearbeitet haben, nicht mehr verfügbar sind und ein Reengineering unfassbar aufwändig wäre. Sie trauen sich teilweise nicht einmal mehr, Maschinen zu aktualisieren oder neu zu starten und setzen sich, ihre Mitarbeiter und Kunden unnötigen und nicht kalkulierbaren Risiken aus. Die Regel, die aus dem oben genannten Satz aus dem agilen Manifest abgeleitet werden sollte, lautet: Beginne keine neue Funktion zu entwickeln bevor die alte nicht gut dokumentiert ist.

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