Klebezettel und neue Bezeichnungen = Scrum!

23 Wege, um eine (agile) Transformation an die Wand zu fahren. Weg 07: Klebezettel und neue Bezeichnungen = Scrum!Benutze bunte Klebezettel am Fenster und mache Meetings im Stehen. Fertig ist Scrum. Alles andere kann so bleiben. Falls jemand eine präzisere Umsetzung der Methode fordert, benenne Meetings und Rollen um. Zum Beispiel Projekt Manager heißen jetzt Scrum Master, Entwickler sind jetzt DevOps oder das wöchentliche Reporting heißt nun Standup.

Kaum hat man einen Hammer, sieht man überall Nägel. Agile Frameworks wie Scrum tauchen auf und auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob Scrum die Lösung für alle deine Probleme ist. Das ist unserer Erfahrung nach selten der Fall. Es gibt oft Probleme, die vor dem Scrum Prozess liegen.

Beantworte folgende Fragen und mache die Antworten für alle Beteiligten und Betroffenen transparent:

  • Welches Problem hast du?
  • Eignet sich die Art deiner Aufgaben überhaupt dafür, Scrum einzusetzen?
  • Bist du hinsichtlich unterschiedlicher Arbeitsmethoden qualifiziert und kannst deshalb eine adäquate Entscheidung treffen?

Wenn du einfache oder komplizierte, also sich wiederholende Aufgaben hast, die bei einem erneuten Problem mit der identischen oder ähnlichen Vorgehensweise gelöst werden können, ist Scrum keine geeignete Methode. Hier kann es helfen, Prozesse mit Hilfe der Kanban-Methode zu visualisieren und die Durchlaufzeiten zu messen, um dann den Prozess zu verbessern. Dies setzt jedoch voraus zu messen, wie lange ein Vorgang dauert und an welcher Stelle er aus welchen Gründen hakt. Das musst du wollen.

Sind die Aufgaben komplex und lassen sich nur durch Ausprobieren Lösungen finden, dann kann Scrum hilfreich sein. In bestimmten Zeitabschnitten arbeitet sich das Team an eine Lösung heran. Nach jeder Iteration hält es kurz inne und reflektiert die Ergebnisse und die Zusammenarbeit. Für die nächste Iteration werden Ziele und eventuell neue Regeln der Zusammenarbeit beschlossen und der Prozess beginnt von vorn.

Es ist in Ordnung und sogar förderlich, dir einzugestehen, wenn du keine Ahnung hast oder du nicht in der Lage bist, die oben gestellten Fragen zu beantworten. Dann lass dir nur eines raten: lies nicht einfach nur ein paar populärwissenschaftliche Artikel und lege los. Scrum wird oftmals als einfache Methode benannt, was unserer Ansicht nach nicht korrekt ist, da sie eingesetzt wird, um mit Komplexität umzugehen. Unser Gehirn lernt durch Wiederholung und das ist wichtig; also nochmal: wir erinnern uns, dass Komplexität meint, dass auftretende Aufgaben nicht mit der identischen Lösung zu beherrschen sind, sondern Plan, Versuch, Lernen und Anpassung der Vorgehensweise benötigt werden. Lasse dich selbst ausbilden oder hole dir qualifizierte Hilfe. Mit qualifizierter Hilfe meinen wir nicht, dass alleine das Vorweisen einer Zertifizierung ein Garant für Wissen und Können ist. Bei der Auswahl können dir beispielsweise folgende Fragen helfen:

  • Arbeitest du selbst nach Scrum, auch wenn du nicht Software entwickelst?
  • Welche agilen Methoden hast du selbst bereits genutzt?
  • Wann sind welche Methoden geeignet und welche Vor- und Nachteile bringen die Methoden mit sich?
  • Woran misst du, ob die Methode zur Lösung des Problems passt?

Wer Scrum einsetzen will, muss Transparenz mögen. Benenne ein Problem, definiere Akzeptanzkriterien, wann es als gelöst gilt und arbeite methodisch an einer Lösung. Wenn du agile Methoden oder Scrum nur durch Umbenennen von bestehenden Meetings oder Rollen simulieren willst, um nach außen modern und interessant für Bewerber zu wirken, dann ist das keine gute Idee.

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