Lieber nichts machen!

23 Wege, um eine (agile) Transformation an die Wand zu fahren. Weg 05: Lieber nichts machen!Tue möglichst viele Dinge nicht, die irgendjemand möglicherweise falsch verstehen könnte. Lieber nichts machen, als einen Fehler machen, muss zu einem wichtigen Motto werden. Vermeide Konfrontationen und Verstimmungen. Je unauffälliger du bist, desto weniger Risiko besteht für dich. Probleme, die von alleine kommen, gehen auch von alleine wieder.

Das Wort Fehlerkultur wird gerne genutzt und ein anzustrebender Kulturwandel ist vor allem im Rahmen von Transformationen in aller Munde. Dabei ist die Kultur nichts weiter als das gelebte Verhalten in Verbindung mit der damit gemachten Erfahrung. Kultur kann man nicht kaufen und nicht kopieren. In Unternehmen wird ein Kulturwandel, unserer Erfahrung nach, oftmals groß angekündigt, initiiert oder einfach beschlossen. Meist passiert dann einfach nichts, maximal Frustration bei den Mitarbeitern verbunden mit einer steigenden Unglaubwürdigkeit und schwindendes Vertrauen in das Management. Oder es werden negative Erfahrungen gemacht, wenn Mitarbeiter die ausgesprochene Einladung für anderes Verhalten tatsächlich ernst nehmen.

In den Systemen unserer Gesellschaft wie Kindergarten, Schule, Universität und Unternehmen haben wir über viele Jahre gelernt, keine Fehler machen zu dürfen, da dies zu Sanktionen führt. Fehlerfreiheit führt zu Anerkennung und Vorankommen. Es entsteht Angst. Diese Angst gepaart mit einem Bedürfnis nach Anerkennung und Anschluss ist für die meisten ein Treiber im beruflichen Verhalten. Fehler, Probleme und Streit sind negativ konnotierte Begriffe, die es zu vermeiden gilt. So entsteht eine Kultur, die Fortschritt verhindert. Das Motto: Bevor ich einen Fehler mache oder unangenehme Probleme ans Licht bringe, mache ich lieber gar nichts. So weit so logisch. Doch was nun?

Initiiere neue Rituale, um gemeinsam zu erleben, dass ein gemachter, geteilter Fehler zu einem gemeinsamen Lernen führt. Hierbei helfen beispielsweise die Einführung von zwei Auszeichnungen – eine für einen großen Erfolg (z. B. ein Plüschfuchs für den Whoop) und eine für einen gemachten Fehler (z. B. eine Plüschbanane für den Oops), bei dem etwas gelernt wurde. Für den größten Erfolg können einen lediglich andere nominieren, für den besten Fehler kann man sich nur selbst nominieren. Schafft eine Plattform, zum Beispiel alle zwei Wochen, in welcher die Nominierung und Verleihung der Wanderpokale stattfindet. So lernt ihr spielerisch, von Fehlern zu berichten und Erkenntnisse zu teilen.

Wir haben es mit Teams bereits so weit geschafft, dass sie ihre Fehler direkt in sozialen Medien geteilt haben. Erfolge bestätigen dich in dem, was du schon weißt; Fehler bringen dir echte neue Erkenntnisse, wenn du sie reflektierst. Es ist auch eine Erkenntnis zu wissen, wie man etwas nicht macht. Wichtig ist, die Auswirkungen möglicher Fehler unter Kontrolle zu haben. Mache also keine Änderungen mit unklarem Ausgang an deinen produktiven Systemen, sondern schaffe dir Testumgebungen. Solange niemand zu Schaden kommt, sind Fehler meistens die Investition des gezahlten “Lehrgeldes” wert. Unser Tipp: Lieber einen Fehler machen und etwas lernen, als nichts machen.

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