Predige etwas anderes als du lebst!

23 Wege, um eine (agile) Transformation an die Wand zu fahren. Weg 01: Predige etwas anderes als du lebst!

23 Wege, um eine (agile) Transformation an die Wand zu fahren. Weg 01: Predige etwas anderes als du lebst!Was für die all­ge­mei­nen Mit­ar­bei­ter gilt, gilt nicht zwangs­läu­fig für Füh­rungs­kräf­te. Zu spät zum Mee­ting kom­men? Pri­vat­ur­laub vom Assis­ten­ten buchen las­sen? In der Bespre­chung E‑Mails beant­wor­ten? In der Kan­ti­ne vorn anstel­len? Exklu­si­ve Park­plät­ze? Alles kein Pro­blem. Du bist wich­tig und dei­ne Zeit ist wert­vol­ler als die der anderen.

Es klingt ein­fach und in der Theo­rie stimmt (hof­fent­lich) jeder zu, genau das Ver­hal­ten selbst vor­zu­le­ben, das man von sei­nen Mit­men­schen, Mit­ar­bei­tern und Kol­le­gen erwar­tet. Trotz­dem fällt der Mensch ger­ne in alte Gewohn­hei­ten zurück und erlaubt sich im Innen­ver­hält­nis als Aus­nah­me gerecht­fer­tig­te Ver­hal­tens­wei­sen, die einen bei ande­ren jedoch stören.

Wenn du in der Lage bist, Ent­schei­dun­gen umzu­set­zen, sor­ge dafür, dass sicht­bar unter­schied­li­che Klas­sen in Unter­neh­men (bspw. sepa­ra­te Kan­ti­ne für die Geschäfts­lei­tung, Park­plät­ze für Füh­rungs­kräf­te oder Unter­neh­mens­lei­tungs­mit­glie­der, eine ande­re Aus­stat­tung als für den “nor­ma­len” Mit­ar­bei­ter etc.) abge­schafft wer­den und fan­ge damit an, indem du dies nicht benutzt. Nur wenn du selbst den Schmerz unprak­ti­scher oder gar hin­der­li­cher Infra­struk­tur spürst, ver­stehst du das Pro­blem und wirst moti­viert, Ver­än­de­run­gen umzu­set­zen und mit Ernst­haf­tig­keit vor­an­zu­trei­ben. Men­schen mit “Macht” soll­ten die glei­chen Din­ge benut­zen, wie die Men­schen ohne Macht z. B. Toi­let­ten, Tech­nik, IT-Infra­struk­tur, Büro­aus­stat­tung oder Parkplätze.

Als Nega­tiv­bei­spiel dient ein Kun­de, bei dem die Geschäfts­lei­tung über­dach­te Park­plät­ze vor ihren Büros hat­te. Für die rest­li­chen Mit­ar­bei­ter gab es zu wenig Park­plät­ze. Anstatt sich ein brauch­ba­res Kon­zept zu über­le­gen, wur­den Park­platz­wäch­ter beauf­tragt, Zet­tel an Autos zu ste­cken, die nicht vor­schrifts­ge­mäß abge­stellt wur­den und die im Wie­der­ho­lungs­fall Abschlepp­un­ter­neh­men beauf­trag­ten. Lösung: Es wur­de auf einen 20 Minu­ten weit ent­fern­ten Aus­weich­park­platz ver­wie­sen. Für die Geschäfts­lei­tung gab es kein Park­platz­pro­blem. Egal, ob Regen, Schnee oder sen­gen­de Hit­ze – ihre Autos stan­den über­dacht und tro­cken vor der Tür. Dass 30 % ihrer Beleg­schaft die Nase schon beim Durch­schrei­ten der Ein­gangs­tür voll hat­ten, war ihnen egal. Beson­ders als moder­nes Unter­neh­men wären hier tech­ni­sche Lösun­gen ange­bracht: Park­leit­sys­te­me, Park­platz-Aus­las­tungs­an­zei­gen per App oder mobi­ler Web­sei­te, Seg­ways, Elek­tro­rol­ler oder Elek­tro-Golf­cars, um zum Aus­weich­park­platz zu kom­men, Aus­leih­schir­me, ein Token­sys­tem, dass man pro Monat x Mal auf vor­de­ren Park­plät­zen par­ken kann, wenn man etwas trans­por­tie­ren muss oder etwas vor­hat – die Tokens könn­ten getauscht wer­den, so dass Mit­ar­bei­ter, die öffent­li­che Ver­kehrs­mit­tel oder ein Fahr­rad nut­zen, Vor­tei­le haben – und so weiter.

Den Unter­schied zwi­schen Vor­le­ben und Pre­di­gen zu ver­mei­den, beginnt mit weni­gen ein­fa­chen, aber sehr wirk­sa­men Din­gen, für die man nicht stu­diert haben muss, son­dern ledig­lich Dis­zi­plin und Wil­len benö­tigt. Und das Gute ist, dass man sofort damit anfan­gen kann und es nur eine Ent­schei­dung ent­fernt ist:23 Wege, um eine (agile) Transformation an die Wand zu fahren. Weg 01: Predige etwas anderes als du lebst!

  1. Sei pünkt­lich – pla­ne die Ter­mi­ne in dei­nem Kalen­der, die fünf vor enden und fünf nach begin­nen, damit du auf jeden Fall vor­be­rei­tet bist, dich gedank­lich auf den nächs­ten Ter­min ein­stel­len kannst, pünkt­lich kommst und einen Kaf­fee bereits geholt hast.
  2. Kom­me immer vor­be­rei­tet zu Ter­mi­nen – blo­cke dir Zei­ten in dei­nem Kalen­der, um dich auf Ter­mi­ne vor­zu­be­rei­ten und lade zu Ter­mi­nen immer mit Ziel und Agen­da ein. Wir fra­gen hart­nä­ckig bei allen Ter­mi­nen nach Ziel und Agen­da, gestal­ten sie mit und hel­fen im Vor­feld zu klä­ren, was im Ter­min bear­bei­tet oder bespro­chen wer­den soll. Im Zwei­fel sagen wir Ter­mi­ne ohne Zie­le und Agen­da kon­se­quent ab, wenn die Ein­la­den­den kei­ne Zie­le und Agen­da möchten.
  3. Doku­men­tie­re ordent­lich. Wis­sen ist Macht – das ist ein relikt­haf­ter, aber sehr ver­brei­te­ter Glau­bens­satz. Men­schen in Orga­ni­sa­tio­nen wer­den krank, gehen in den Urlaub oder wech­seln den Job. Doku­men­tie­re für dich und ande­re in einem Maß, dass die Arbeit auch ohne dich wei­ter­ge­hen könn­te. Ermög­li­che es ande­ren, an bekann­ten, ein­deu­ti­gen Orten Infor­ma­tio­nen zu fin­den, ohne dich fra­gen zu müs­sen. Du wirst fest­stel­len, dass es dir viel Zeit und Ner­ven spart, wenn die Inter­es­sier­ten ihrer – ger­ne stra­pa­zier­ter Begriff – Hol­schuld nach­kom­men können.
  4. Hal­te Zeit­rah­men ein – Ent­schei­dun­gen, die nicht in 55 Minu­ten getrof­fen wer­den, wer­den es auch nicht in 65 Minu­ten. Behal­te die Zeit für eine Auf­ga­be oder einen Ter­min stets im Blick und trei­be Ent­schei­dun­gen und die Agen­da aktiv vor­an, auch wenn du den Ter­min nicht lei­test. Ist das Ziel erreicht und die Agen­da abge­ar­bei­tet, sind alle froh, Zeit übrig zu haben und sich neu­en Auf­ga­ben zu wid­men. Reicht die Zeit nicht aus, um zum geplan­ten Ziel zu kom­men, ver­ein­ba­re einen Fol­ge­ter­min. Dazu ist es wich­tig, aktiv teil­zu­neh­men und recht­zei­tig zu mer­ken, wenn die Zeit nicht reicht. Wenn für die Bespre­chung 50 Minu­ten und 10 Agenda­punk­te geplant sind und nach 30 Minu­ten noch über Punkt 2 dis­ku­tiert wird, muss etwas geän­dert wer­den, z. B. fünf Minu­ten Dis­kus­si­on pro Punkt. Wenn es kei­ne Ent­schei­dung zu dem Punkt gibt, dann muss ent­schie­den wer­den, ob man die­sen Punkt oder einen ande­ren vertagt.
  5. Sei fokus­siert – bei allen Auf­ga­ben. Iss nicht, schal­te dein Smart­phone ab / laut­los, lege alles weg, was dich ablen­ken könn­te. Wir Men­schen sind nicht für gleich­zei­ti­ge Tätig­kei­ten gemacht. Wir sind bes­ser, wenn wir uns auf eine Auf­ga­be kon­zen­trie­ren, die­se abschlie­ßen und die nächs­te Auf­ga­be ange­hen. Unter­bre­chun­gen füh­ren immer dazu, dass die Sum­me der ein­zel­nen Anläu­fe, eine Auf­ga­be zu erle­di­gen, län­ger dau­ert als die Auf­ga­be in einem Zug durch­zu­füh­ren. Wei­ter­hin steigt die Wahr­schein­lich­keit für Feh­ler. Mache lie­ber mehr bewuss­te Pau­sen und fokus­sie­re dich dann wieder.
  6. Sei ehr­lich – in Vor­trä­gen, bei Mes­sen, auf Recrui­ting-Events oder in Mar­ke­ting­ak­tio­nen. Nicht die Wahr­heit zu sagen ist nur ein sehr teu­rer Kre­dit mit unge­wis­sen Neben­wir­kun­gen. Hast du das Ver­trau­en dei­ner Mit­ar­bei­ter ver­lo­ren, kannst du es nur sehr schwer zurück­be­kom­men. Und was für dei­ne Mit­ar­bei­ter gilt, gilt auch für Kun­den. Ver­sprich nichts, was es (noch) nicht gibt. Auch wenn du nicht direkt die Unwahr­heit sagst, son­dern nur über etwas den Ein­druck ent­ste­hen lässt, das nicht der Wahr­heit ent­spricht, führt das irgend­wann zu ent­täusch­ten Erwartungen.

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